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  • Writer's picturedr. med. Bako, Peter

Warum wird Übergewicht immer häufiger? Was hat sich verändert?

Übergewicht ist eine Volkskrankheit in Deutschland, oder allgemein die Krankheit des modernen Menschen. In Statistiken möchte ich gar nicht reingehen (sollten Sie daran doch interessiert sein, erfahren Sie hier mehr), es reicht, wenn jeder in der Umgebung oder auf der Straße herumschaut, dass man einen groben Eindruck kriegt, wie häufig das Problem ist. Die Folge sind Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Gicht, Hypercholesterinämie, Fettleber, Depression, Schlafapnoe, Gelenkprobleme und vieles mehr (ganz aktuell ist z.B., dass die Corona Infektion bei Übergewichtigen schwerere Verläufe nehmen kann, zum Teil sogar schon bei jüngeren Menschen). Diese führen zum Schluss zu erhöhter Sterblichkeit, zu verkürzter Lebensdauer. Alles nicht so wünschenswert...


Schauen wir mal erst ein bisschen in die Vergangenheit. Unsere Vorfahren in der Steinzeit haben ganz andere Lebensumstände gehabt als das, was wir heute für selbstverständlich nehmen. Heutzutage gilt für die meisten zumindest in Deutschland: Ernährung gesichert, Bewegung fraglich. In der Steinzeit war es gerade andersrum. Deswegen war eine sehr wertvolle Eigenschaft des Körpers, überschüssige Energie als Fett speichern zu können. Findet man nämlich längere Zeit nichts zum Essen, kann man von den Fettreserven leben. Der moderne Mensch ist meistens gar nicht mehr an diese Reserve angewiesen (viel praktischer wäre zum Beispiel die überflüssige Energie als Hitze zu nutzen, wie das Neugeborene auch tun können, sie verbrennen sogenanntes braunes Fett und erzeugen dadurch Wärme). Wir müssen nicht mehr jagen oder durch die Wildnis wandern, damit wir was zum Essen finden. Damit unsere tägliche Kalorienzufuhr gesichert ist, brauchen wir lediglich bis zum Kühlschrank gehen oder im schlimmsten Fall in den Supermarkt fahren (und nicht mal gehen). Wir sind auch im Winter mit frischem Obst und Gemüse versorgt.

Heute muss ich auch nicht auf die Jagd gehen.

Auch das, was wir Essen hat sich deutlich verändert. Wir konsumieren bereits vielfach verarbeitete, halb fertige oder fertige Lebensmittel, viele davon bestehen größtenteils aus Fett und Kohlenhydrate und weisen eine sehr hohe Kaloriendichte auf. Durch das kleine Volumen kann man viel davon essen, ohne dass man richtig satt wird. Dann kommen noch die süßen Getränke dazu, ein paar Energiegetränke und ein bisschen oder gar mehr Alkohol. Und das alles sogar für relativ wenig Geld. Wenn man nicht bewusst darauf achtet, was man zu sich nimmt, landet man ganz schnell bei ungesunden, hochkalorischen Lebensmitteln wie Chips, Cola, Pizza, Schokolade usw. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich esse und trinke die auch immer wieder mal gerne. Die schmecken großartig. In kleinen Mengen muss man gar nicht verzichten darauf, die können eine sonst gesunde Ernährung abrunden, als Genussfaktor dienen oder für Leute mit viel Bewegung (beruflich oder durch Freizeitaktivitäten) als zusätzlicher Kalorienzufuhr dienen. In größeren Mengen sind diese aber für die meisten Leute ungeeignet. Ein Mann oder eine Frau in Büroarbeit und mit kaum Bewegung in der Freizeit braucht vielleicht mal 2000-2300kcal am Tag (abhängig vom Alter, Geschlecht, Körpergewicht und Aktivität). Das kommt auch ohne Cola und Süßigkeiten schnell zusammen mit Brot, Nudelgerichte, Butter, Wurst, Pommes, Käse usw.

Zu viele Menschen tragen das vielfache an Gewicht rund um die Uhr mit sich.

Beschäftigt man sich nicht bewusst mit einer gesunden Ernährung, wird man sehr wahrscheinlich bei ungesunder Ernährung landen. Dafür gibt es mehrere Gründe: diese stehen immer leicht zur Verfügung, sie sparen oft Zeit und Kosten, befriedigen unseren Geschmackssinn. Bleibt man länger dabei, sind die zusätzlichen Kilos unvermeidbar. Bei einem normalen Körpergewicht kann man mühelos am Tag 500 sogar 1000 kcal mehr essen, als was der Körper braucht. Langfristig resultiert dann dies eine Gewichtszunahme. 10-20 kg im Jahr sind dann keine Seltenheit. Mit der Zeit bremst evtl. das Körpergewicht die Gewichtszunahme, der Grundumsatz steigt nämlich an, auch für die Fortbewegung braucht der Körper mehr Energie. Bei gleichbleibender Kalorienzufuhr kann irgendwann ein Gleichgewicht eintreten, so dass das Gewicht relativ stabil bleibt, meistens in einem Bereich von deutlichem Übergewicht.


Einige wachen dann auf und möchten die zusätzlichen Kilos loshaben. Viele wachen erst deutlich später auf, wenn die ersten ernsthaften Erkrankungen schon vor der Tür stehen. Es gibt unzählige Diäten, die schnellen Erfolg versprechen, bringen vielleicht auch kurzfristig was. Eine Diät ist aber nicht der langfristig richtige Ansatz. Die kann jemandem helfen, der für den Strandkörper 4 Kilos abnehmen will für den Sommer, die er dann im Winter dann wieder zurückhat und auch nicht mehr stören. Ein langfristiger Ansatz schaut anders aus. Ich beschäftige mich mit diesem Ansatz und möchte den Ihnen näherbringen in meinem Blog.


Das mag jetzt alles sehr negativ klingen. Es gibt aber auch gute Nachrichten! Vereinfacht ist das Körpergewicht letztendlich nichts anderes als die Summe unserer Ernährungsgewohnheiten und unserer körperlichen Aktivität. Und diese lassen sich Schritt für Schritt ändern, egal wo Sie jetzt gerade stehen. Das gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten ist die Definition von Wahnsinn. Heißt aber gleichzeitig, was anderes zu tun, führt sehr wahrscheinlich zu einem anderen Ergebnis. Schaffen Sie ein Teil Ihrer Gewohnheiten positiv zu verändern, reagiert das Körpergewicht unvermeidlich, auch wenn Sie sich nicht täglich auf die Waage stellen. (Ich würde aber die Waage trotzdem empfehlen, so kann man nämlich den Erfolg verfolgen und evtl. den Plan frühzeitig anpassen) Und genauso wie die schlechten, ungesunden Verhaltensmuster können auch die guten, gesunden Verhaltensmuster Gewohnheit werden. In der Umstellungsphase braucht man dafür Energie und Disziplin, später läuft es aber alles fast automatisch ab. Man muss sich aber Zeit lassen. Eine neue Gewohnheit zu etablieren dauert meistens etwa 30 Tage.

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